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Zusammenfassung wanderungsspezifischer Merkmale
Im Folgenden sind nun die Informationen bzw. Mutmaßungen, die sich aus den einzelnen Abschnitten ergeben haben, hinsichtlich des Wanderungsverhaltens der Gepiden zusammengefasst worden. Chronologisch werden zunächst die Aspekte der Namenskunde betrachtet und danach die der einzelnen Phasen.
Aus der Sage, die Jordanes berichtet, geht hervor, dass drei Schiffe mit Goten aus Skandja auszogen. Aus dem Umstand, dass die Gepiden sich im letzten Schiff oder Boot befanden, kam es dann zur Namensprägung, die üblicherweise in der Literatur verwendet wird. Es scheint so, als ob die Sage, zumindest, was den Zusammenhang zu den Gepiden darstellt, doch weniger den Zweck erfüllt, zu erzählen, woher die Gotenbrüder kamen, als auf deren Trägheit hinzuweisen. Im Gesamtzusammenhang erscheint diese Tatsache der Trägheit nicht unplausibel. Vielleicht sollte aber, um Missverständnissen eher vorzubeugen, ein anderes Wort für "Trägheit" verwendet werden. Eventuell fehlte den Gepiden so etwas wie Risikobereitschaft oder Tollkühnheit. Der Einzug in neue Gebiete ist wohl auf jeden Fall mit der Entdeckung von Neuem - wie immer das auch aussehen mag - verbunden.
Im Gegensatz zu Trägheit und Müdigkeit, denen man wirklich kaum etwas Positives abgewinnen kann, ist bedächtiges Handeln wohl ganz anders zu bewerten. Bedächtiges Handeln insofern, als dass die Gepiden eventuell vor ihrem Übersetzen erst einmal die Beobachtung und Berichterstattung ihrer gotischen Nachbarn abgewartet haben, um dann selber den Entschluss zu fassen, sich eine neue Heimat zu suchen. Das Fehlen weiterer Quellen, die sich mit dem Übersetzen der Goten beschäftigen, lassen den Bericht des Jordanes mit der Sage einerseits um so wichtiger erscheinen, bedeuten andererseits aber auch eine große Lücke hinsichtlich des Beginns der gepidischen Wanderung. Dadurch kann auch nur spekuliert werden, warum die Goten auszogen. Von besonderen Naturkatastrophen wird in dieser Zeit nichts berichtet und von einer kriegerischen Bedrohung durch andere Völker war das heutige Skandinavien zumindest wissentlich wohl auch nicht bedroht. Deshalb erscheint die Deutung Sevins plausibel, der die zunehmende Enge für eine wachsende Bevölkerung in Skandja als Grund für den Auszug anführt.
Die Sage scheint vorstehend angesprochene Lücke nicht einmal ansatzweise schließen zu können.
Mindestens aber transportiert die Sage offensichtlich ein verwandtschaftliches Verhältnis von Goten und Gepiden. Dieses wird ebenfalls durch das untersuchte Sprachmaterial bestätigt. Maskuline Nominative beispielsweise in Namen weisen auf eine Verwandtschaft hin. Weiterhin nannten die Goten laut Jordanes das Gebiet an der Weichsel, in dem die Gepiden irgendwann in den ersten beiden Jahrhunderten nach Christus lebten, "Gepidojos". Warum sollten die Goten ein Gebiet in ihrer näheren Umgebung oder in ihrem eigenen Einzugsgebiet "Insel der Gepiden" nennen, wenn sie nicht zu diesen Nachbarn ein friedliches, vielleicht freundschaftliches oder, was wahrscheinlich ist, sogar verwandtschaftliches Verhältnis haben?
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