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Zusammenfassung - Teil 2
Ein friedliches Verhältnis könnte dann auch die These Diculescus bestätigen, dass die Ostro- und Wisigoten zusammen mit den Gepiden eine politische Einheit in diesem Zeitraum bildeten. Vorliegende Quellen können eine solche Behauptung jedoch nicht stützen.
Die genannte Insel liegt, nach einer Zeichnung von Diculescu, an der Weichselmündung im Weichsel-Nogat-Dreieck. Das gesamte Territorium erstreckt sich allerdings im Westen bis nach Lauenburg und Flatow (Grenze zu Rugiern), im Süden bis an die Netze (etwa Grenze Burgunder) und im Osten bis an den Fluß Passarge (Gotiskandja) (Abbildung 2). Bis auf die Tatsache der nachweislich unterschiedlichen Bestattungs-formen scheint es keine konkreten Nachweise zu geben, wo genau sich die Gepiden in den ersten beiden Jahrhunderten aufgehalten haben könnten.
Nun noch kurz zu dem von Sevin erwähnten Volksrest in Südschweden. Da es bis heute noch nicht einmal möglich ist, etwaige Volksgruppen der Goten in Skandja zu differenzieren, muss die Annahme des Sonderstatus der Gepiden als rein hypothetisch angesehen werden und ist damit nicht wirklich hilfreich für den Erkenntnisgewinn des vorliegenden Themas.
Für eine Gebietserweiterung in Richtung Süden im 3. Jahrhundert sprechen einige Aspekte, die nahe liegend sind, aber auch eine ganz konkrete Tatsache.
Die schon erwähnten Bestattungsunterschiede von Burgundern und dem sich nördliche angrenzenden Volk, vermutlich der Gepiden, geben deutlichen Anlass dafür, dass letztere "mobil" wurden und sich südlich ausdehnten. Während die ungefähren Grenzen des Gepidenlandes um 166 n.Chr. durch Sevin durch die dunkel ausgefüllte Fläche markiert wurde, finden sich Siedlungen mit Körperbestattung bis zur Linie Neutomischel - Posen - Wreschen.
Neben dieser Tatsache der unterschiedlichen Grabformen wirken die auf Seite 9 angeführten Gründe, die Diculescu erwähnt, wenn auch plausibel, so doch weniger nachweisbar. Der über die Gepiden-Auen sich nach Norden ziehende gotische Kultur-strom, der die Errungenschaften und die Geschichten der Goten ins Land der Gepiden bringt, hat sicherlich einen Teil dazu beigetragen, möglicherweise sehnsüchtig nach Süden zu blicken. Weiterhin zeugen die Berichte über König Fastida, der als Führungspersönlichkeit seinem Volk "bessere Länder" erkämpfen möchte, von einem weiteren Aspekt für Mobilität im 3. Jahrhundert. Der "Gefestigte", der den müden Men-schen Kraft gibt und zu Reichtum führen möchte. Es scheint in diesem Zusammenhang so zu sein, dass Jordanes mit seiner Getica, der an dieser Stelle wieder als Berichterstatter bzw. Historiker auftritt, die vielfach erwähnte Sage instrumentalisiert, um einen Gegensatz von Herrscherpersönlichkeit und Volksmüdigkeit zu verschärfen.
Wenn Jordanes schon beharrlich von Müdigkeit berichtet, so doch konsequenterweise auch in der Aufbruchphase Richtung Karpatenbecken. Wie auch immer mit der Person Fastida und der gesellschaftlichen Situation interpretatorisch umgegangen wird, der Gepidenkönig besiegte die Burgunder und manch andere Völker, die nicht näher be-nannt wurden. Eine Beschreibung des Auszuges liegt laut Quellenlage nicht vor und der Vergleich mit anderen Völkern in dieser Zeit, den Diculescu anstellt, ist rein hypothetisch, wenn auch nicht abwegig. Erstmals in den Blickpunkt des römischen Reiches tauchten die Gepiden unter Fastida ca. 260 an den Nordostkarpaten auf. Eine Schlacht mit den Wisigoten, die Gebiet für die Gepiden freigeben sollten, gibt schließlich als Quelle die letzte Nachricht im Zusammenhang mit König Fastida.
Von einem gemeinsamen Vorgehen mit den Goten gegen das Römische Reich abgesehen, endet in diesem Jahrhundert das Kapitel um den 1. Gepidenkönig. Das vorläufige Einzugsgebiet seiner Landsleute wurde damit das Land nördlich der Theiß.
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